So kurz vor Weihnachten ist auch uns vom Kartonblog nach Geschichten erzählen.
Der Karton ist eines der wichtigsten Verpackungsmaterialien in Deutschland. So selbstverständlich wie wir Pappe und Karton im Alltag verwenden ist uns seine Entstehungsgeschichte jedoch nicht. Deshalb gehen wir im Folgenden der Frage nach: Wer hat den Karton eigentlich erfunden?
Es war einmal…
Die Urgeschichte beginnt mit der Papierherstellung durch die Chinesen. Von da aus war es aber noch ein sehr weiter Weg bis zur ersten Kartonage. Beginnen wir also in unserer geschichtlichen Darstellung mit dem Buchbinderhandwerk im Spätmittelalter. Zu dieser Zeit war zumindest das Material Pappe bereits bekannt und wurde für schützende Bucheinbände verwendet. Der Zweck des Produktschutzes war also im 16. Jahrhundert schon bekannt. Aus den Futteralen entstanden die ersten Kleinkartonagen für Schmuck, Besteck oder auch Brillen. Der Schutz teurer Gegenstände stand damals im Vordergrund.
Tabak und Spielkarten in Papp-Dosen
Von der Massenproduktion waren Kartonagen auch noch im 18. Jahrhundert weit entfernt. Die Vorteile von Papp-Behältern wurden jedoch so sehr geschätzt, dass diese bald viele Formen annahmen. Neben Futteralen entstanden nun auch Etuis und Dosen aus Pappe, die vorwiegend im Spielkartenbereich und in der Tabakindustrie eingesetzt wurden.
Die Geschichte des Kartons – Boom im 19. Jahrhundert
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurden immer mehr Werkstätten für unterschiedlichste Kartonagenprodukte gegründet. Von Fabrikation kann aber erst ab 1830 gesprochen werden. Die Kartonagenherstellung im großen Stil ist also immer noch recht jung. Erst ab 1860 kamen die Maschinen und Hilfsgeräte auf, die den Übergang zur industriellen Fertigung einläuteten.
Die Entdeckung der Wellpappe als Voraussetzung für unsere heutigen Versandkartons
Für die Transportkartons, wie wir sie heute kennen, fehlte noch ein wichtiges Element zum Schutz und zur Stabilisierung der Ware: Die Erfindung der Wellpappe für den Verpackungsbereich.
Gewelltes Papier zunächst für den Modebereich
Die schon Mitte des 19. Jahrhunderts bekannte Halskrause diente zunächst als Vorlage für die Entwicklung gewellter Papierringe zur Stabilisierung von Hüten und Koffern. Ihre Entwickler waren zwei Briten, die im Jahr 1856 die stabilisierende Wirkung von gewelltem Papier dazu nutzten, die Modewelt zu revolutionieren.
Der Grundstein für die Kartonverpackung
Ihren Nutzen für den Verpackungsbereich entdeckte erst fast 20 Jahre später der Amerikaner Albert L. Jones. Er entwickelte eine Maschine mit Riffelwalze, um Flaschen und Gläser damit zum Schutz zu umwickeln. Die erste einwellige Wellpappe folgte wenige Jahre später und legte den Grundstein für eine großangelegte Verpackungsproduktion Ende des Jahrhunderts.
Marke & Verpackung – eine fruchtbare Parallelentwicklung
Das Massenaufkommen von Kartonverpackungen – insbesondere von Faltschachteln – wurde im späten 19. Jahrhundert durch das Aufkommen der Markenindustrie begünstigt. Vor allem Lebensmittel wurden vorzugsweise in Schachteln und Kartons verpackt. Ab 1890 konnten Kartonagen fast komplett maschinell hergestellt werden. Im selben Jahr wurden in Schottland auch die ersten Wellpappkartons zusammengefaltet. Ab 1895 konnte durch eine neue Maschine auch die Wellpappe vollautomatisch hergestellt werden. Nun standen alle Zeichen auf Kartonverpackungen.
Das frühe 20. Jahrhundert – der Durchbruch der Kartonverpackung
Mit der ersten Maschine, die Wellpappe herstellen und gleich im Anschluss zum Karton zusammenfalten konnte (1911) und der Erfindung der zweiwelligen Pappe im selben Jahr war die Kartonverpackung vollends auf dem Vormarsch. Und das weltweit. 1952 einigten sich die europäischen Staaten auf internationale Kartonagenstandards, die auch den internationalen Handel vereinfachten.
Wer hat nun den Karton erfunden?
Diese Frage ist gar nicht leicht zu beantworten. Es waren viele verschiedene Menschen, die aus der Kartonverpackung gemacht haben, was sie heute ist. Es gibt nicht den einen Erfinder, der die Entdeckung des Produkts für sich in Anspruch nehmen kann. Die Antwort auf die Frage „Wer hat den Karton erfunden?“ lautet demnach, sie war ein Kollektivergebnis.
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